Hinweise/Termine
Coaching als Wissensteilung und Komplizenschaft (CWK)
In Zeiten des Jahreswechsels entsteht bei den Menschen oft eine Neigung, Rückschau zu halten, was man in der letzten Zeit „getrieben“ hat. Ich nehme das bisher für den beruflichen Teil immer nur für den Teil der bezahlten Beruflichkeit vor. Dieses Mal schaue ich mir vor allem die Strukturen praktizierter Ehrenamtlichkeit an. Es geht nicht um eine weitgehend vollständige Auflistung der einzelnen Vorhaben. Es geht eher im Sinne einer „Selbstevaluation“ um einen Blick hinter die Kulissen meiner praktizierten Ehrenamtlichkeit, für die ich kein Honorar haben wollte. Dort hat sich ein Ansatz entwickelt, den ich mit den Begriffen „Coaching“ (C), Wissensteilung (W) und „Komplizenschaft“ (K) kennzeichnen will. In den letzten Jahren – vor allem nach dem Beginn meines Ruhestandes – hat sich die Zahl der ehrenamtlichen Beratungen sehr erhöht. Eine Aktivität, die schon immer neben meiner bezahlten Beratung lief. Ich will das mit folgenden Stichworten skizzieren: Coaching – Wissensteilung – Komplizenschaft (CWK).
1. Was ist damit gemeint?
In der Ausbildung zum Supervisor meinte eine meiner Kontrollsupervisorinnen (Marianne Hege), dass ich eine auffallende Fähigkeit hätte, im Erstgespräch rasch eine recht genaue Diagnose zu formulieren, wo die Probleme des Menschen liegen, die meine Beratung in Anspruch nehmen wollen. Das mag stimmen. Dafür kann ein Honorar fällig werden. Aber es geht auch anders. In meinen Netzwerken gibt es Menschen, die Probleme mit ihrer Lebensführung haben – mit unterschiedlicher Ausformung. Das spüre ich rasch. Warum nicht ehrenamtlich helfen, falls gewünscht? Ich mache dann ein Angebot, falls der Kontext das ermöglicht. In der Regel gibt es dann schlussendlich eine gute Lösung. Die Haltung erinnert mich an meine Zeit, als ich bei der DLRG als Rettungsschwimmer trainiert habe. Der Meister sagte immer: „Andreas, jetzt stehst Du in der Pflicht, Du darfst nicht vorbeigehen, wenn Dein Einsatz nötig wird.“ Also spreche ich die Menschen an und lass sie in der Wildnis ihrer Probleme nicht allein. Der Begriff „Wildnis“ hat sich in der Auseinandersetzung mit der Planungsmethodologie von Horst W. J. Rittel präzisiert . Rittel unterscheidet bei Planungen unterschiedliche Problemstrukturen: bösartige und zahme. In der Regel handelt es sich bei unseren Lebensproblemen um solche, um bei Rittel zu bleiben, um bösartige, für die oft nur schwierige Lösungen zu finden sind. Ich habe Rittels Begrifflichkeit erweitert und rede eher von „wilden“ Problemen. Ihre Wildheit ist von Person zu Person sehr unterschiedlich. Es gibt entsprechend lediglich eine individuelle Lösung. Auf der bin ich gemeinsam mit den Betroffenen im Rahmen von CWK auf der Suche. Die Nachfrage nach CWK ist sehr differenziert. Prozesse wurden bzw. werden beispielsweise gemeinsam gestaltet für
- den erfolgreichen Abschluss einer Lehrerinnenausbildung
- die Bewältigung einer Dissertation
- die Veröffentlichung zum Thema „Netzwerkmanagement“
- die Überwindung krankhaft bedingter Schwierigkeiten bei einer Abschlussarbeit
- die Auseinandersetzung mit Konsequenzen von Armut und Reichtum in unserer Gesellschaft
- Aufbau einer lokalen Geschichtswerkstatt
- Unterstützung einer Veröffentlichung über Zwangsräumungen
- Begleitung von ehemals Obdachlosen bei einer „Kunstwerkstatt“
- Unterstützung von Initiativen gegen Kirchenabriss
- Entwicklung eines jugendgemäßen Konzepts für Kirchenmusik.
Eine inhaltliche Thematisierung reicht von Dramaturgie, Themen der Sozialwirtschaft, theologische Fragestellungen bis hin zu Erziehungsfragen. Oft geht es um basale sozialwissenschaftliche und lösungsorientierte Anleitung und Erörterung. Eine große Rolle spielt im Prozess die Visualisierung von „Abbildern“, die Zusammenhänge, Widerstände und positive Treiber der Lösung deutlich machen sollen. Meine Visualisierungen führen oft zu „erhellenden“ Einsichten. Ein Betroffener nannte die Versuche als „Strunkturalismus“, eine ironische aber gleichzeitig hintersinnige Bemerkung. Es geht um Wissensteilung. Die Betroffenen partizipieren von dem, was ich von anderen gelernt habe. Ich gebe Geschenke weiter. Rittel betonte immer wieder: Beratung findet in der Regel in machtstrukturierten Systemen statt: „Wenn die Betroffenen es wünschen und brauchen, dann musst Du Dich als Komplize einbringen können. Es gibt Situationen, in denen Dich die Betroffenen als solchen brauchen; dann lasst Euch was einfallen!“.
2. Wir berichten von einem laufenden CWK-Vorhaben.
In der Regel gibt es pro Jahr ein CWK-Projekt. Ich berichte vom CWK-Projekt des Jahres 2025, um dessen Unterstützung ich bitte. Es geht um die Mittelbeschaffung zur Veröffentlichung der Biografie „Lebensflut“ über das Ehepaar Lisa Tetzner und Kurt Kläber, zwei sehr bekannte Jugendbuch-Autorinnen. Für diese Veröffentlichung fehlt die notwendige Finanzierung und diese ist zur Zeit sehr schwer zu beschaffen. Dem wollen wir gemeinsam abhelfen. Strunk bringt seine Erfahrungen bei der Akquisition von Spenden ein. Näheres kann im Einzelfall auf Anfrage erläutert werden. Inhaltlich geht es um das Thema „Kinderarmut“. Ein Zeitungsartikel über 22 ertrunkene Kinder soll es gewesen sein, der die Kinder- und Jugendbuchautorin Lisa Tetzner veranlasste, das Buch „Die schwarzen Brüder“ zu schreiben. Im Jahre 1832 kenterte ein Boot auf dem Lago Maggiore, ausschließlich mit Jungen aus den Tessiner Tälern besetzt, die zum Arbeiten nach Mailand verkauft worden waren. „Spazzacamini“ nannte man sie: die Kaminfegerkinder. Kinderarbeit, Freundschaft, Zusammenhalt in der Ausgrenzung einer Gemeinschaft - Tetzner und Kläber wählten auch in ihren folgenden Kinder- und Jugendromanen, keine einfachen Themen. Sie zeigen auf, sie sind ehrlich - ohne zu moralisieren. „Die rote Zora“ erscheint von Kurt Kläber, „Die Kinder aus Nr. 67“ eine 9 bändige Kinderodyssee von Lisa Tetzner.
Was bringt dieses Schriftstellerpaar dazu, selber ausgegrenzt und in der Schweiz im Exil lebend, solch Kinderbücher an die Verlage zu schicken? Worauf basiert ihr Feingefühl, worin zeigt sich die eigene Lebenserfahrung?
Christiane Dornheim-Tetzner ist dem Lebensweg des Schriftstellerpaares nachgegangen. Ihre Recherche basiert auf Tagebüchern, Briefen und Archivmaterial. „Lebensflut“ ist eine erzählende Biografie, ergänzt mit bisher unveröffentlichten Fotos und Texten.
3. Kurzvita der Autorin
Christiane Dornheim-Tetzner ist die Großnichte Lisa Tetzners und verwaltet den familiären Nachlass des Ehepaares Tetzner-Kläber. Für mittlerweile drei Ausstellungen konnten Exponate entliehen werden. Eine dieser Ausstellungen fand im Landesmuseum Zürich (10.06.-12.11.2023) statt. Eine Reihe von Berichten sind im Internet unter Landesmuseum Zürich „Rote Zora und Schwarze Brüder“ einsehbar. Nach weiterer Recherche in diversen Archiven ermöglichte ihr 2021 ein Stipendium im Bert-Brecht-Haus / Svendborg die Fertigstellung des Manuskriptes. Sie lebt in Frankfurt a.M., ist Gründungsmitglied in der Associazione Casa Pantrovà / Tessin sowie auch Gründungsmitglied der Lisa Tetzner- und Kurt Kläber-Gesellschaft e.V., Berlin.
4. Herausgeber
Herausgeberin der Biografie soll die gemeinnützige Lisa Tetzner und Kurt Kläber-Gesellschaft e.V. sein. Die Spenderinnen und Spender erhalten von dieser eine Spendenquittung. Die Kontoverbindung der Lisa Tetzner und Kurt Kläber – Gesellschaft ist: DE59 8306 5408 0004 2827 95. Bitte folgendes Stichwort angeben: „Spende – Lebensflut“. Erscheinen soll die Biografie im Nikros-Verlag Ludwigsburg. Auf Wunsch kann eine Leseprobe zur Biografie bei dem Unterzeichner angefordert werden.
5. Anmerkungen
Rittel habe ich kennengelernt in Stuttgart in meinem Architekturstudium (Vertiefungsschwerpunkt Orts- Regional- und Landesplanung) im Rahmen von Vorlesungen, die er vor seiner Berufung 1973 an der Universität gehalten hatte. Siehe das WIKIPEDIA-Stichwort „Horst Rittel“. Seine Planungsmethodologie wurde erst später veröffentlicht unter: Horst Rittel, Planen – Entwerfen - Design, Stuttgart 1992. Sein Konzept von den Problem-Qualitäten und ihren Konsequenzen ist z.B. dort auf den Seiten 37-58 zu finden.
Der Begriff „Komplize“ (kurz dargestellt auf Seite 53 a.a.O.) hat Rittel in den frühen Vorlesungen etwas differenzierter dargestellt. Er unterscheidet eine horizontale von einer vertikalen Komplizenschaft. In der horizontalen Kommunikation holt sich der Planer/Berater, die Planerin/die Beraterin Hilfe von anderen Fachleuten und in der horizontalen kooperieren beide – wenn es sein muss verdeckt – mit den Betroffenen, die oft kaum Macht im Planungssystem haben. Eine neue und vertiefende Auffassung von Komplizenschaft findet man in der Veröffentlichung von Gesa Zimmer, Komplizenschaft. Eine neue Perspektive auf Kollektivität, Bielefeld 2013.
Stadtarchiv Stuttgart
Im November 2021 wurde das private Archiv von Andreas Strunk in Sachen Wohnungslosenhilfe an das Stadtarchiv Stuttgart übergeben. Die Unterlagen werden künftig im Stadtarchiv Stuttgart als Bestand 2837 "Vorlass Andreas Strunk" benutzbar sein. Das zugehörige Findbuch, in dem die vorhandenen Materialien nachgewiesen und inhaltlich beschrieben sind, wird im Internet unter stadtarchiv-stuttgart.findbuch.net einsehbar sein, ebenso der von Andreas Strunk verfasste ausführliche Erläuterungstext zum Bestand: „Rahmentext“. Der Rahmentext bildet einen Überblick über das gesamte Material.
Tag der Wohnungslosen 11.09.2022 mit Bundespräsident Frank Walther Steinmeier in Berlin (Schloss Bellevue)
Andreas Strunk wurde zur Teilnahme eingeladen.

Obdachlosigkeit. Historische und aktuelle Perspektiven auf ein ungelöstes Problem.
Tagung 13. 10. 2022 Veranstaltung im Stadtarchiv (derzeit als Veranstaltungsort geplant). Andreas Strunk hält ein Referat und nimmt an einer Podiumsdiskussion teil. Website